Mount Gay Black Barrel
Mount Gay leistet mit seinem Black-Barrel-Rum einen eigenen innovativen Beitrag zur Aromengestaltung durch Reifung. Von den üblichen gebrauchten Bourbonfässern upcycelt der barbadische Traditionsbetrieb hierzu nur die getoasteten und stark angekohlten. Was dem Bourbon seinen besonderen Charakter gibt, findet sich dann auch im Rum.
Barbados-Rum ist generell feines Zeug. Die alten Destillerien der Insel nutzen in drei Jahrhunderten gesammeltes Know-how, um ausgewogene, unaufdringliche und dennoch komplexe Aromenstrukturen in ihre Spirituosen zu zaubern. Und Mount Gay gehört definitiv zu den Könnern. Dennoch wird der Black Barrel einige Erwartungen enttäuschen, denn das übliche Geschmacksspektrum zwischen Gewürzen und exotischen Früchten, Zuckerrohr-Funkyness oder gar Banane bedient er so gar nicht. Stattdessen viel Vanille, Karamell und Holz, viel weicher Schmelz, ganz zarte Fruchtnoten und ein wenig Gewürz. Mindestens so deutlich wie das Rumtypische tritt hier der Charakter von Bourbon hervor.
Wollte Mount Gay zeigen, dass sich jeder Neutralalkohol – auch der aus Zuckerrohr – durch geschickte (und nicht zwangsläufig besonders lange) Lagerung zum Bourbon verwandeln lässt, kann das Experiment sogar als Teilerfolg gelten. Echter Bourbon schmeckt dann doch ein wenig anders. Ganz abwegig mögen solche Überlegungen allerdings nicht sein, schließlich boomt der amerikanische Whiskeymarkt. Als Einstieg in die Rumwelt für eingefleischte Fans von Maisdestillaten kann der Black Barrel allemal herhalten, weckt dann aber wiederum Erwartungen an den Rest der Karibik, die nur enttäuscht werden können.
Für Rumtrinker stellt sich eher die Frage, wozu das gut sein soll. Preislich nahe dem hervorragenden und inseltypischen Plantation XO gibt es wenig Notwendigkeit, in derart Unrümliches zu investieren. Wer seine Spirituosen nicht zwingend pur trinken möchte – dazu taugt er freilich auch –, dem eröffnet der Mount Gay Black Barrel jedoch neue Möglichkeiten, gerade weil er zwar sehr fein, aber nicht funky schmeckt. Beim Mixen wirkt vieles schnell sehr süß, wenn Rum involviert ist. Das Desserthafte des Zuckerrohrschnapses ist oft gefragt und durchaus gefällig, verlässt aber auch deutlich die safe zone, wenn die Aromen sich häufen.
Schon ein Old-Fashioned auf Rumbasis oder ein Treacle sind ein Balaceakt. Der Black Barrel erlaubt hier von allem mehr. Mehr Süße, mehr Funkyness: ein Old-Fashioned mit Velvet Falernum.
6 cl Mount Gay Black Barrel Rum
1 cl Velvet Falernum
2 Dash Orange Bitters
Auf Eis im Rührglas verrühren. In einen Tumbler mit einem großen Eiswürfel abseihen. Dekoexperimente sind erlaubt.
Image Credits: Patrick Schlieker.