Zu Beginn einen Gin: Diamond Port Cask

Bevor am 10. September die große Portwein-Sause in Porto steigt, wollen wir das Thema ein wenig umschleichen. Aber eben nicht mit Produkten, die gegenüber den exquisitesten Erzeugnissen ihrer Art nur blass wirken können. Stattdessen öffnen wir eine Flasche Diamond Gin Port Cask Finish. Das Etikett gibt keine Hinweise auf Prozess und Geschmack, sodass die Frage bleibt: Was soll man eigentlich erwarten von einem Gin mit Portweinfass-Veredelung?

Diamond Gin Port Cask Finish

Derselbe Gin, das nächste Tonic. Die Verpartnerung gerät zur Herausforderung.

Erwartungen dienen oft nur dazu, unsere Enttäuschungen vorzubereiten. Der geübte Wein-, Whisky- oder eben auch Gintrinker hat meist schon eine Meinung, bevor das Glas überhaupt nass wird. Der Positive Drinker macht sich davon frei. So zeigen die ersten Schlucke dann auch: Der Diamond Gin ist vor allem ein Gin – mit deutlicher Wacholdernote und auch sonst eher klassischer Anmutung. Steht sogar auf dem Etikett: London Dry Gin. Und als solcher muss er, obschon’s die Bezeichnung doch nahelegt, keineswegs aus der Hauptstadt Großbritanniens stammen – es reicht, wenn er gewisse Auflagen erfüllt (zugegebenermaßen eine ganze Palette von Vorschriften), von denen, trotz klassischen Brüsseler Verordnungsfanatismus’, keine geografisch einschränkender Natur ist. Der „London Gin“ ist also ein Gin, der in jedem Winkel des Planeten hätte hergestellt werden können, der Zusatz „dry“ bedeutet allerdings genau das: Dem Wacholder-Destillat wurden keinerlei süßende Erzeugnisse zugesetzt.
Der im Paderbornischen konzipierte Diamond Gin ist tatsächlich ein echter Londoner und befände sich bei entsprechender Verordnungsnovelle auf der sicheren Seite. Alle Gedanken allerdings an unmittelbare Portweinigkeit oder auch die typischen, von Whiskys bekannten Fassnoten finden sich so nicht – trotz sechsmonatiger Kur in Royal-Oporto-LBV-pipas. Gin – auch dieser – ist ein Getränk des Augenblicks, des (meist) schnellen Genusses und auch der schnellen Herstellung. Schwere und Dichte von Age-Statement-Getränken erreicht er nicht. Das stört uns auch nicht, denn wir trinken gerne Gin.

Der einfachste und eigentlich immer beschreitbare Weg des Ginkonsums ist ein Gin & Tonic. Selbst wer grundsätzlich wenig oder keine Affinität zu historischen Persönlichkeiten vom Schlage etwa eines Winston Churchill verspürt, dürfte mit dessen Diktum „The gin and tonic has saved more Englishmen’s lives, and minds, than all the doctors in the Empire“ auch bei nur geringer Kenntnis des derart gepriesenen Tonikums durchaus einverstanden sein. Wer jemals an einem mehr oder weniger milden Sommertag einem Cricket-Match auf der Insel beigewohnt hat, weiß um die heilsamen und beruhigenden Kräfte – peace of mind! – eines erfrischenden G&T (fern jedes Gurkensandwichs). In Sachen Wacholder scheint Churchill eher ein Anhänger des trockenen Martinis vor dem Essen gewesen zu sein (Plymouth-Gin „with a bow towards France“), ansonsten widmete er sich hingebungsvoll Whisky und Cognac, Port und Champagner, dabei weder Stillweine noch Amontillado-Sherry vernachlässigend.

Back to G&T, und zurück vom Tonic-Händler unseres Vertrauens zieren sich dann jedoch alle Kombinationspartner bis auf einen. Außer der deutlich exotischen Chininbrause von Weisswange (ja, wirklich) schmeckt keines. Diamond Gin PCF & Weisswange Tonic sind gefällig, sattsam klassisch-zitrisch, die Wacholdernote sauber konturiert, andere Ingredienzen (insbesondere eine im Zusammenspiel mit diversen anderen Tonics zum Teil aufdringliche Süßholznote) apart sotto voce, aber vor allem optisch eine Besonderheit, perlt im Glas um die Eiswürfel doch zart schimmerndes Rosa.

Diamond Gin Port Cask Finish & Weisswange Tonic

Wir lieben Rosé. Aber rosa Gin & Tonic hat auch was.

Obwohl der Positive Drinker nie einen guten Gin & Tonic verschmähen würde, muss da mehr gehen. Beim Mixen wollen wir doch noch schauen, warum die Wahl gerade auf Portwein- und nicht etwa auf Bourbon-, Sherry- oder Bierfässer fiel. Diamond Gin und Portwein ist daher unsere Grundmixtur. Wir nehmen Niepoort Junior Ruby, um dem Gin ein möglichst frisches, klares und fruchtiges Aromenprofil gegenüberzustellen – und nur wenig davon, um den Gincharakter im Drink nicht zu übertünchen.

Union League Variant

5,5 cl Diamond Gin Red
1,5 cl Niepoort Junior Ruby
1 Dash Orange Bitters

Zutaten im Mixingglas auf Eis verrühren, in ein kaltes California-Glas abseihen.

Hier macht sich der Gin richtig toll. Er harmoniert tadellos mit dem Portwein und vor allem: viel besser als Vergleichsgins. Wer mit Portwein in Cocktails experimentieren möchte, findet hier einen sehr leichten, leichtfüßigen Einstieg. Wer nur das Positive Drinking sucht und einen leicht zu genießenden Cocktail erwartet, braucht sich einfach – nichts leichter als das! – nur an das Rezept zu halten.

Diamond Gin Port Cask Cocktail

Heimathafen: Diamond Gin Port Cask Finish und Portwein gehören zusammen.

Image Credits: Patrick Schlieker.

Ein Kommentar zu “Zu Beginn einen Gin: Diamond Port Cask

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