New York Sauerkirsch mit Kirsebærvin
Wein in Cocktails wirkt auf manchen so befremdlich, wie Wein aus anderem als Trauben zu keltern. Wir mixen mit dänischem Kirschwein: Frederiksdal Kirsebærvin 2013. Zum einen ergibt das eine richtig spannende Variante des New York Sour, zum anderen darf der Rest der Flasche auch pur genossen werden. Win-win.
Der Kirschwein von Frederiksdal ist die eigentliche Entdeckung, sein Einsatz im New York Sour nur eine fast zwangsläufige Folge. Die Dänen bauen ihre Kirschen an der Westspitze von Lolland an und verarbeiten ausschließlich eigene Früchte der Sorte Stevn. Für den 2013er „Vintage“ wurden die reifen Kirschen spontanvergoren und danach ein Jahr lang in Stahltanks gereift. Das Ergebnis schmeckt deutlich fruchtig nach Kirsche mit schön balancierter Säure und trotz der 14 Vol.-% Alkohol leicht am Gaumen mit angenehmer Länge, aber ohne je aufdringlich oder fett zu wirken. Der Unterschied zu Traubenwein ist deutlich, aber die Weinigkeit so ausgeprägt, dass Fruchtweinskeptiker sofort eines Besseren belehrt werden. Wer nur nach Parkerpunkten trinkt, verpasst etwas, dabei müsste er sich nur an andere Skalen gewöhnen: Hohe Wertungen erreichen die Kirschweine genauso, etwa bei Vinkreutzer.dk.
Während andere Kirschweine des Hauses Komplexität, Körper und Charakter noch durch Fasslagerung ändern und mit Holznoten und Tanninen spannende Sekundäraromen hinzugewinnen, bleibt der 2013er sehr klar, fruchtig und geradeaus. Genau das macht ihn zu so einem exzellenten Partner für den Rye im New York Sour.
6 cl Whiskey (Bulleit Rye)
3 cl Zitronensaft
2 cl Läuterzucker
1 Eiweiß
1,5 cl Kirschwein (Frederiksdal)
Alle Zutaten außer den Kirschwein auf Eis sehr kräftig und ausgiebig shaken. In ein Sourglas oder einen Tumbler mit Eis abseihen. Den Kirschwein floaten. Das ist schwieriger als bei Traubenwein. Sollte das nicht gelingen, ist das aber nur optisch ein Makel. Mit Kirschen (was sonst?) garnieren. Das Eiweiß kann zur Not weggelassen werden, mich überzeugt die Mit-Ei-Variante jedoch sehr.
Grundsätzlich mag jeder Whisk(e)y im Sour erlaubt sein, hier ist Rye gewünscht und am besten Bulleit Rye. Sein hoher Roggenanteil in der mash bill von 95 Prozent verleihen ihm eine ausgeprägte Würze, wodurch er ausgezeichnet mit Fruchtaromen harmoniert. Mit Kirsche ist es eine großartige Kombination. Im New York Sour macht sich das gut. Im New York Sauerkirsch ist es perfekt: die Sämigkeit des Eis, die süß-saure Whisky-Sour-Balance mit deutlichen Gewürzen und die feine Weinsäure mit dem zarten Kirscharoma. Ob der Rest der Flasche Kirsebærvin wirklich zum pur Genießen bleibt, ist fraglich. Aber dennoch win-win.
Image Credits: Patrick Schlieker.
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